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Samstag, 12. September 2009

Wunschkonzert


Hab neulich mal eine Abhandlung gelesen, in der es um die Interaktion zwischen Leser und FF-Autor ging und bin da an einem Argumentationspunkt hängen geblieben, der mich ein wenig hat grübeln lassen. Jener Punkt besagte in etwa, dass der Leser Wünsche äußern und der Autor darauf eingehen soll. Automatisch hab ich hinterfragt, ob ich das selbst so handhabe.

Vielleicht ist es auch nur eine unglückliche Formulierung gewesen, aber für mich besteht ein klarer Unterschied zwischen Anregungen und Wünschen. Anregungen haben für mich was mit konstruktiver Kritik zu tun. Natürlich entspringen die auch rein subjektiven Leseeindrücken, aber weisen auf Unklarheiten im Text oder Logikfehler, etc. hin. Auf Anregungen gehe ich ein, lasse sie mir durch den Kopf gehen und ziehe Änderungen in Betracht. Ich springe aber nicht sofort, wenn jenem dies und anderen jenes nicht gefällt. Für mich ist das deswegen keine Kritikunfähigkeit, solange ich mich mit dem Feedback auseinander setze. Kritische Anmerkungen haben ihre Berechtigung, aber nicht jede Anmerkung hat zwingend ihre Richtigkeit und entspringt, wie gesagt, reiner Subjektivität.

Meinen Lesern Wünsche zu erfüllen, ist aber etwas, das ich nicht als meine Verpflichtung als Hobbyautor ansehe. Ich bin nicht der Nikolaus und auch nicht der Osterhase und ich schreibe auch keine interaktiven Fanfictions oder Geschichten, in denen der Leser den Fortgang der Handlung herbeiwünscht oder selbst angibt. Bin doch keine Marionette. Anders ist das bei so genannten Wichtelgeschichten, wenn man sich gegenseitig mit einer kleinen Geschichte beschenkt, aber sowas hab ich noch nie geschrieben.

Noch kurioser finde ich diesen "Wunsch-Punkt" allerdings in Anbetracht einer fortgeschrittenen Geschichte. Wenn jetzt einer z.B. zu Scar Tissue ankommen würd und sagte: "Ich wünsche mir, dass dieser Drecksack von Talburne abnippelt", würd ich doch nicht nach Lesewunsch meinen kleinen Fiesling abschießen, wenn es so im Plot nicht vorgesehen war. Ich weiß nicht, ob nachvollziehbar ist, was ich meine, aber die Geschichten, die ich online stelle, sind oft so weit fortgeschritten, dass grundlegende inhaltliche Änderungen gar keinen Platz mehr finden oder unmöglich werden. Ich hab bisher 2 alternative Kapitel auf Anregung von Stormy geschrieben, aber online steht (zum Glück) keins von beiden, einfach, weil's reine Ausnahmen waren. Keine Ahnung, worin mein Widerstreben begründet liegt, es den Lesern dahingehend recht machen zu wollen. Ich hab schon trotz zahlreicher Bitten für einen dritten Teil nach "Sonne über Ithilien" das Fandom gewechselt (und ja, ihr dürft dankbar sein, dass ich euch von einem weiteren Kitschbrocken verschont hab).

Dahingehend bin ich glaub ich einfach zu sehr Egoist. Ich kann nicht schreiben, was andere von mir erwarten. Ich muss es schreiben wollen. Da kann mir jemand mit einer grenzgenialen Idee und zahlreichen Vorschlägen kommen, wenn sich der Schalter nicht umlegt, schreib ich keine müde Zeile. Vielleicht liegts auch daran, dass ich nicht gerne Ideen entlehne. Selbst wenn sie als Anregung oder Inspiration direkt an mich herangetragen werden. Wenns nicht mein eigener Einfall ist, fühlt es sich komisch an, etwas Längeres zu schreiben. Außerdem...weiß nicht...bin ich der Meinung, dass - wenn man denn schon Wünsche und Vorstellungen hat - diese auch getrost selbst aufschreiben kann. Wie heißt es so schön? Schreib die Geschichte, die du unbedingt lesen willst. Und nicht: Schreib die Geschichte, die dein Leser von dir erwartet.

Schreiben ist ein sehr egoistischer kreativer Prozess, in erster Linie ist es Arbeit, die ich für mich selbst leiste; sei es als Verarbeitung von Gedanken, Gefühlen oder Erlebnissen, oder aber, weil mich selbst eine Idee so dermaßen fesselt, dass ich sie niederschreiben muss. Im Prozess ist - zumindest bei mir - der Leser völlig ausgeklammert, so blöd das auch klingt. Da gehört die Geschichte nur mir, ich selbst erfreue mich daran, ärgere mich darüber oder verarbeite meine persönlichen Vorlieben und Wünsche. Wenn es dann irgendwann mit geneigten Lesern geteilt wird, ist es immer noch meins, und es bleibt auch meins, aber ich erhalte im Idealfall zusätzlich Meinungen, Kritiken und Gedanken von außerhalb, die ich mitnehmen und überdenken kann. Aber ich verbiege mich nicht, um es dem Leser genehm zu machen, das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich bin kein Ghostwriter.

Es ist ne andere Sache bei Rechtschreibung, Grammatik, Formalem oder Logiksachen; da ist es mir selbst unangenehm, wenn wirklich blöde Fehler online stehen bleiben. Sofern ichs nicht vergesse, setze ich Anmerkungen auch um, aber ich lass mir wirklich ungern in den Inhalt reinreden. Ich schreibe keine perfekten Geschichten, nicht für jeden sind sie nachvollziehbar, bei weitem nicht jedem gefallen sie, mein Stil spricht nicht jeden an und meine eigens erschaffenen Charaktere regen auch niemanden dazu an, einen Fanclub zu entsprechenden Figuren zu gründen. Aber all das sind Teile meiner Geschichten und gleichzeitig Teile von mir. Einen Inhalt umzukrempeln, z.B. einen Charakter vor dem geplanten Ableben zu verschonen oder ein eigentlich trauriges Ende in ein Happy End umzupulen, ist für mich, wie dazu genötigt zu werden, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Klar, nachher finden einen alle anderen oft schöner und sind zufrieden, aber das bin dann nicht mehr ich. Ich bin nicht fehlerfrei, demnach sind es meine Geschichten ebenso wenig. Aber sie sind in ihrer Form aufrichtig und authentisch, geben in irgendeiner Form das wieder, was mich zurzeit des Entstehens beschäftigt oder bewegt hat.

Perfektionisten mögen mich nun faul schimpfen, aber ich sag damit nicht, dass ich rein gar nicht überarbeite. Nein, ich streich schon fleißig und gehe über diverse Absätze drüber, die mir zäh von der Hand gingen. Ich möchte nur ungern, dass meine Inhalte auf den Kopf gestellt werden - es sei denn, sie sind völlig abstrus und verdienen es, vernichtet zu werden. Keine Ahnung, wie man sowas wirklich als einen grundlegenden Punkt in der "Beziehung" Leser/Autor ansehen kann. Ich krieg schon zu spüren, dass ich nicht das schreibe, was jeder lesen will, aber ich fühle mich gut dabei, und das ist doch die Hauptsache. Ich lass mich nicht in meiner Kreativität beschneiden oder richte meinen Plot so aus, um möglichst viele Leser bei der Stange zu halten. Weniger ist in dem Sinne wirklich mehr. Nichts gegen Anmerkungen oder Wunschäußerung. Aber ich sehe mich nicht verpflichtet, Wichtel für den Leser zu spielen. Vor allen Dingen dann nicht für solche, die sich erst eine Geschichte wünschen, und von denen man dann nicht mal ein Sterbenswörtchen hört.

Als Beta hab ich auch öfters auf meiner Unterlippe rumgekaut, weil mir Plottwists nicht gefallen haben oder ich inhaltlich andere Vorstellungen gehabt hätte. Ich habe diese auch immer geäußert, aber nicht vorausgesetzt, dass der Autor diese auch unbedingt berücksichtigt. Bei aller Kritik sollte man dem Autor noch die Freiheit lassen, selbst entscheiden zu dürfen, was er/sie schreiben möchte oder nicht, und diese Entscheidung dann auch respektieren, ob man sie nun gutheißt oder nicht.

Soviel von mir. Ich hab endlich ein paar Minuten, um mir Robyn zur Brust zu nehmen. Die Frau jammert mir gerad ein bisschen zu viel, dem muss ich nun den Riegel vorschieben.

Ich wünsche einen schönen Samstagabend!

Stoffi

3 Kommentare:

Pooky hat gesagt…

Tag!
Speziell dazu mag ich jetzt was sagen: "Dahingehend bin ich glaub ich einfach zu sehr Egoist."
Wieso? Ich finde, das hat Null mit Egoismus zu tun. Ich seh das immer so: ich schreibe eine Story für mich, so, wie sie mir gefällt und wenn ich sie online stelle, stelle ich sie anderen Leuten zur Verfügung, nicht mehr und nicht weniger.
Es ist jetzt nicht so, dass an mich schon tonnenweise Wünsche heran getragen wurden, aber wenn dem so wäre, würde ich sie vermutlich nie erfüllen. Es sei denn, es würde um ganz kleine Dinge gehen, die mir auch selbst gefallen.
Ich weiß noch, wie bei mir mal eine gewisse Plotentwicklung kritisiert wurde, außerdem der "Stil", weil meine Protagonistin mit der Zeit immer mehr innere Monologe geführt hat - und der Leserin war das ZU viel. Mir hat es aber gefallen, genauso wie der Plottwist. Und wenn dann so was kritisiert wird, nehm ich das nicht wirklich als Kritik an. Das klingt jetzt wahrscheinlich mega arrogant, aber so ist es einfach. Das sind dann einfach persönliche Vorlieben, die aufeinander prallen und letzten Endes sollte sich dann doch die Vorliebe des Autors durchsetzen, immerhin ist es seine Geschichte. Es wird ja oft der Satz "don't like it don't read it" verwendet, der manchmal wirklich arg nach Ausrede klingt. Aber bei genauerer Betrachtung trifft er einfach zu.
Ich lasse mich gerne kritisieren, wenn Dinge wirklich unlogisch sind, wenn Fehler en masse passieren, wenn was schlecht recherchiert und umgesetzt ist etc. Aber nur, weil jemand gern nen anderen Plot gelesen hätte... ähm, ja sorry, da denk ich mir dann "Pech."
Huch, klingt wieder mies... *lach* aber ich denke mal, die meisten werden hoffentlich wissen, wie ich das meine.
Jedenfalls, wenn man solche interaktiven FFs schreibt, dann sollte man das von Anfang an tun, quasi mit Vorankündigung nach dem Motto: "Hab vor, ne FF zu dem Fandom mit dem Pairing zu schreiben, wenn es besondere Wünsche gibt, Mail an mich", oder so was... so mittendrin sollte das wirklich kein Leser von nem Autor verlangen... klingt vielleicht jetzt wieder blöd, hat aber für mich auch was mit Respekt vor der Arbeit des Autors zu tun...
Wahrscheinlich kam jetzt mal so rein gar nicht rüber, wie ich das alles meine *kicher*

Midna/Penny hat gesagt…

Huhu^^

Eine Sache die du angesprochen hast, beschäftigt mich zur Zeit auch ein wenig.
Und zwar, das Prinzesschen^^ hat mir mal wieder sehr geholfen und mir einen sagenhaften Plot aufgetan, den ich wirklich gern umsetzen will. Aber dennoch wird es ein komisches Gefühl für mich sein und ist es auch, da die Idee eben nicht direkt von mir ist, sondern eher von ihr. Natürlich werde ich versuchen das Ganze so gut wie möglich umzusetzen, schließlich hat sie extra Zeit für mich geopfert um sich das mal eben aus den Fingern zu saugen^^
Aber dennoch.... ich weiß nicht, ein kleines komisches Gefühl wird wohl immer da sein, aber wenigstens werde ich das dann nicht als meine eigene geniale Idee ausgeben, sondern ihren Namen natürlich mit auf der Geschichte versehen, sofern sie onkommen wird.
Ich glaube, so ähnlich dürfte sich das dann auch anfühlen, wenn man wirklich auf konkrete Wünsche der Leser eingeht. Natürlich kann der Leser so was immer äußern, meiner Meinung nach, aber er sollte nicht erwarten, dass der Autor das dann auch wirklich macht.
Ich finde, man sollte beim Schreiben doch möglichst man selbst bleiben und sich nicht verbiegen, nur weil Leser es anders gewollt haben. Wenn einem Leser der Plot nicht gefällt, den sich der Autor ausgedacht hat, dann muss er sich wohl oder übel damit zufrieden geben, oder aber sich eine andere Geschichte suchen. Ich zumindest, würde meinen Plot nicht umkrempeln nur weil es ein Leser wünscht. (das klingt auch ziemlich arrogant, oder? :D )

glg Midna

Stoffi hat gesagt…

@Pooky Wenn du etwas nur für dich tust und nichts darauf gibst, was andere zu deinem Plot sagen, bzw. keine Rücksicht auf das Publikum nimmst, ist das für mich Eigensinn. Aber in der Hinsicht völlig legitimer Eigensinn, denn dazu schreibt man ja ne eigene Geschichte. Hm, es kommt auf die Art der Kritik an. Generell mit der "Man kann es nicht allen recht machen" - Haltung ranzugehen ist für mich persönlich auch nicht in Ordnung. Wenn ich kritisiere, will ich wenigstens sehen, dass sich der Autor annähernd Gedanken drum gemacht hat. Ich erwarte von niemandem, eine ganze Story umzuschreiben, aber auf jeden Fall, dass andere Meinungen und Betrachtungsweisen respektiert und vielleicht auch durchdacht werden. Kritikfähigkeit heißt nicht, dass man sich von allen Kritikern jubelnd kleinreden lassen soll, sondern abzuwägen, inwiefern man den Text verbessern kann, was man aus eventuellen Anregungen doch mitnehmen kann. In erster Linie sollte der Text aber immer noch dir gefallen.
Wünsch-dir-was-Texte schreib ich generell nicht, es sei denn, die Grundidee spricht mich wirklich an. Aber ich steh nicht auf "Auftragsarbeiten" oder verdrehe meine Geschichten in solche Richtungen, damit sie massentauglicher oder lesefreundlicher werden. Wie du schon sagtest - man wird es nie allen recht machen können, und wer diese oder jene Geschichte haben will, kann sie immer noch selbst schreiben. ;) Danke für deine Gedanken :)

@Midna Na, das ist wieder was anderes, denke ich. Denn wenn du selbst den Plot gutheißt und etwas damit anfangen kannst, warum dann nicht drüber schreiben? Ich meinte eher Situationen, in denen man darum gebeten wird, etwas Abwegiges zu schreiben, das dem ursprünglichen Plot widerspricht. Klar ist es doof, wenn man weiß, dass es nicht die eigene Idee war, aber so gesehen wird unglaublich viel an Ideen von Filmen, Büchern, anderen FFs, etc. abgekupfert, ohne dass man sich unbedingt dessen bewusst ist. Das ist deswegen kein geistiger Diebstahl und in deinem Fall hat sie dir ja wissentlich geholfen ;)
Nein, das hat nichts mit Arroganz zu tun. Arroganz ist, wenn man keinerlei Kritik zulässt oder meint, generell über allem zu stehen. Aber wer kann das schon von sich behaupten? Es ist nicht arrogant, seine Plotstruktur beizubehalten und sich nicht für den Leser zu verbiegen. Ein bisschen Autonomie sollte selbst einem FF-Autor noch erhalten bleiben :)
Danke für deine Worte *drück*