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Donnerstag, 24. September 2009

Die Rache des Autors


Wie heißt das schöne Sprichwort? "Don't annoy the authoress, she might put you in her book and kill you." Wobei töten doch manchmal wirklich eine viel zu nette Art der persönlichen Abrechnung ist, oder?

Ich muss sagen, ich hab bisher noch niemanden aus meinem Umfeld in meinen Geschichten übel verwurstet oder mit heruntergelassenen Hosen dastehen lassen. Aber wäre es nicht einmal reizvoll, dem ein oder anderen Störfaktor eins mit der fiktiven Keule drüberzuziehen? Hm, ich denke schon, auch wenn ich es noch nie selbst ausprobiert habe.

Was ich mich frage, ist wie andere (FF-)Autoren das handhaben. In einem früheren Beitrag hab ich über Self-Insert nachgedacht und mich gefragt, ob man das überhaupt so richtig vermeiden kann. Hier ist die Frage, ob es bewusste Aufarbeitungen von zwischenmenschlichen Beziehungen gibt und wenn ja, in welchem Rahmen man private Erlebnisse wirklich ausweiden sollte. Klar, wir haben hier Meinungs- und Pressefreiheit; tagtäglich wird in Medien schmutzige Wäsche gewaschen und abgerechnet, was das Zeug hält. Erlaubt ist so gut wie alles. Wie aber sieht das in der Fiktion aus? Ist es nur eine feige Methode, sich mit ungeliebten Mitmenschen auseinander zu setzen? Verstößt man gar gegen Persönlichkeitsrechte?

Dass das Leben die einzig wahre Quelle der Inspiration ist, da es gern mal ärger über die Stränge schlägt als die skurrilste Fiktion, dürfte keine neue Erkenntnis sein; aber inwiefern darf man reale Personen ins Lächerliche ziehen oder gar beleidigen? Das wiederum könnte man getrost auf die Real Person Seite ziehen - darf man über einen Menschen schreiben, den man (wie es eigentlich immer der Fall ist) gar nicht kennt? Fanfictions haben das schöne Hintertürchen, dass sie mit Disclaimern um sich werfen können und damit aus dem Schneider sind, wenn sie sagen "kenn ich nicht und xyz will ich damit nicht beleidigen" oder "Ähnlichkeiten zu realen Personen sind absolut zufällig", obwohl das vielleicht nicht immer der Fall ist. Ich selbst hab Real Person geschrieben und es auch gern geschrieben, und der Umstand, dass man die berühmte Persönlichkeit nicht selbst kennt, lässt sie wiederum zu einem gewissen Grad zum eigenen Charakter werden, den man - basierend auf gefestigten Fakten - formen kann. Kaum einer wird sich anmaßen, den ein oder anderen Star wirklich zu kennen oder alles über ihn zu wissen, ergo ist es im schlimmsten Fall eine Karikatur der öffentlichen Wahrnehmung jener Personen, nicht aber eine auf Fakten beruhende Satire.

Fiktion ist voller Möglichkeiten und vieles lässt sich so oft durch die Mangel drehen, dass alles letzten Endes Auslegungssache ist. Ich glaube nicht, dass jemand so mutig ist und schreibt: "Charakter A stellt in Wirklichkeit reale Figur B dar, der mir in der Schule immer aufs Pausenbrot gespuckt hat und mit dem ich hiermit abrechne", denn dann würde er sich womöglich gehörigen Ärger einhandeln. Fiktion mag kritisch, hinterfragend und kommentierend sein; aber sie tut all dies hinter einem Schleier aus Metaphern, Personifizierungen, Allegorien, usw. Kurz: Der Autor hat fast immer die Option, sich rauszureden. Ist das nicht herrlich? Und ist das nicht bequem? Menschen in meiner Umwelt sind hervorragende Versuchskaninchen für Verhaltensforschung. Man pickt diese Macke auf, dann jene, und puzzelt sich aus dem Fundus realer Bekanntschaften einen eigenen Charakter zusammen. Fast immer passiert das unbewusst. Eigentlich ist es doch faszinierend. Wenn ich mir nen Roman nehme, in dem ein Typ völlig veralbert wird, weiß ich nicht, auf wem diese Darstellung beruht und ob sie demnach zutreffend ist. Aber der Autor weiß es und manchmal eben auch der Gelackmeierte, über den die Leserwelt lacht. Natürlich gibts in der Literaturgeschichte zahlreiche Karikaturen auf große Persönlichkeiten, aber das mag Teil von Gesellschaftskritik sein. Was mancherorts aber aufgearbeitete private Fehden sind, steht in den Sternen. Aber ich bin sicher, sie existieren.

Ist dann wohl Teil der "Verarbeitung", wie es beim Schreiben immer so schön heißt. Der Autor setzt sich mit seinen Wünschen, Hoffnungen, Ängsten auseinander, warum also auch nicht mit Menschen, die ihn (auf positive oder negative Weise) geprägt haben? Nun...ich wäre damit vorsichtig. Denn der Spieß ist oftmals schneller umgedreht, als einem lieb sein kann und die eigenen hässlichen Seiten will kaum einer unter die Nase gerieben bekommen. Da tritt das Prinzip von Austeilen/Einstecken an die Tagesordnung. Denn nur weil B so frech war, auf dein Pausenbrot zu spucken, heißt das nicht zwangsläufig, dass er Analphabet ist und nicht auch die literarische Keule zu schwingen versteht. Dann ist man wohl doch am besten dran, wenn man das olle Ding vergräbt und genug Kreativität beweist, einen eigenen, nicht angelehnten Widerling zu erschaffen. Oder wenn man sich in ausgefeilterer Subtilität übt. ;)

Entschuldigt meinen wirren Gedankenstrom, der wahrscheinlich ohne jedwede Struktur ist. Aber es war ein langer Tag und ich habe meine Finger gewähren lassen, als sie sich bereitwillig zeigten, hier ein paar Worte beizusteuern.

Ich wünsche eine angenehme Nacht!

Stoffi

2 Kommentare:

KathysSong hat gesagt…

Hm, das ist wohl die ultimative Gretchenfrage. Ich hab einmal in einer hochemotionalen Situation ein Essay geschrieben. Wer wollte, zog sich den Schuh an, ich geb's offen zu. Allerdings habe ich damals nicht die Zusammenhängen beleuchtet, so dass es nicht eindeutig zuzuordnen war. Also nur eine halbe Grenze überschritten.

Wenn ich jetzt Rotschopf und Kiwi nehme... erm... da sind grob gesagt einfach nur Namen ausgewechselt worden. Die Charaktere, grad Felix, sind real existierende Menschen, die natürlich etwas überspitzt dargestellt werden. Nicht bösartig, eher liebevoll. Eben ihre Macken und Kanten... Allerdings ist ja auch IYR eher freundlich gedacht, die Story ist einfach nicht dazu da, um öffentlich mit jemandem abzurechnen.

Denn - da stehe ich drüber. Ganz ehrlich. Es gibt vermeintliche Autoren, die Stories produzieren, da ein "Ähnlichkeiten mit Personen sind rein zufällig" drüberklatschen... und man das "zufällig" etwas kritischer betrachten muss. Denn manchmal kann es meines Erachtens gar nicht so viel Zufall geben. Merkwürdigerweise sinds dann grad diese Schreiber, die (wie du schon treffend bemerkt hast) sich rauswinden und nicht zu ihrem plumpen Versuch der öffentlichen Abrechnung stehen.

ich mag Ketzer sein. Aber ich finde, grad diejenigen, die es subtil machen könnten, sind genau diejenigen, die nicht zu solchen Mitteln greifen. Da liegt der Intellekt wohl einfach zu hoch zu, denke ich.

Herrje, wirklich ein Kniffelthema, wo ich das Messer in meiner Tasche ziemlich vom Aufklappen zurückhalten muss...

Stoffi hat gesagt…

Oh, ich wollte hier kein sensibles Thema anschneiden. Nur neigt selbst der zivilisierteste Mensch zur Niedertracht und es gibt nicht wenige, die ein kreatives Medium zur Verbreitung selbiger missbrauchen. Ich sag mal so...Schreiben ist schon immer ne sehr emotionale Sache gewesen. Zumindest für mich, da ich keine Sachtexte über Regenwürmer produziere. Und ich denke, jeder Mensch ist dazu fähig, Wut, Ärger, Hass und Missgunst zu empfinden; es unterscheidet sich lediglich in der einzelnen Ausprägung. Schreiben ist daher eine Art Kanal, emotionalen Ballast loszuwerden, Freude, Ärger oder Hass hinauszuschreien.

Der Punkt meiner Gedanken ist nur, dass man aufpassen sollte, dass man es nachher nicht bereut, wie man es im realen Leben des Öfteren bereut, zu impulsiv reagiert und andere verletzt zu haben.

Hm, nein, ich meinte jetzt keine Implikation realer Personen, die man gut kennt und entsprechend mit liebenswerten Macken beschreibt. Das hab ich bei Mad Season auch getan, jedoch nicht ohne mir vorher die Erlaubnis der entsprechenden Personen einzuholen. Es geht hier eher um beleidigende Darstellung und öffentliche Bloßstellung. Dass wir alle unsere Schwächen haben, kann man nicht abstreiten, aber es kommt in der Fiktion stets drauf an, wie man es in Worte packt, ob man direkt und unhöflich ist, oder ob man mehr den Weg durch die Blume hindurch wählt.
Ich denke, dass sich niemand dessen entziehen kann und reale Einflüsse bedeutsam sind, wenn es zur Charakterisierung fiktionaler Figuren kommt.

Aber ob man nun die Sau rauslässt oder nicht, hat meiner Meinung nach was mit Anstand zu tun, und den vermiss ich leider mancherorts.

Danke für deine Gedanken, die wieder einmal sehr erhellend waren :) *drück*

Stoffi