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Freitag, 23. Oktober 2009

In medias res


In der Welt des Schreibens gibt es unglaublich viele verschiedene Techniken und Stilmittel. Auf reiner Hobbyebene wird man wohl nie in den Genuss kommen, alle auszuprobieren. Kreativität bedeutet für mich Experimentierfreudigkeit. Nicht nur was Genres und Stilmittel angeht, sondern auch Erzählstrukturen. Wenn man nun aber schon eine ganze Weile schreibt, kommt man nicht umhin, einen gewissen Trott entwickelt zu haben, eine spezielle Strategie, das Pferd aufzuzäumen.

Was ich interessant und einen Versuch wert empfinden würde, ist im Titel des Beitrags impliziert: eine Geschichte zu schreiben, die mittendrin oder gar am "Ende" anfängt. Jaja, jetzt mag einer andeuten, dass ich das im Blutigen Handwerk schon mal getan hab, aber das war schließlich nur eine Frage des Prologs. Kann man eine Geschichte erzählen und dem Leser nur über Flashbacks und kleine Häppchen wissen lassen, was die Vorgeschichte der Charaktere oder die vorangegangenen Ereignisse betrifft? Ich stelle es mir ehrlich gesagt schwierig vor. In gewisser Weise ist jeder "Anfang" irgendwo aus einer Mitte herausgegriffen, da man für gewöhnlich keine Charaktere aus dem Nichts herausstanzt, sondern jeder von ihnen eigene Erfahrungen/Erinnerungen gesammelt hat. Dennoch ist die klassische Variante des Erzählens recht linear; wir werden einer Welt mit ihren Charakteren vorgestellt, folgen ihnen auf einem oft langen und hindernisreichen Weg, ehe sich der Kreis der Erzählung schließt. Greift man jetzt aber theoretisch gesehen inmitten des Geschehens in die Handlung ein, muss sich der Leser doch ein bisschen wie beim Fernsehen vorkommen, wenn er während der Werbepause durch andere Programme zappt und bei einem Action-/Schmacht-/Slapstickstreifen hängen bleibt.

Die Frage ist, ob sich der Leser darauf einlassen will, buchstäblich ins kalte Wasser geworfen zu werden, oder ob Leseverhalten wie viele Erzählformen doch eher traditionsgebunden sind. Das ist das Ulkige an Kreativität. Einerseits der Drang, sich an Neuem zu probieren, andererseits die Vorsicht mit dem Bruch mit Konventionen.

Auch "At First Flight" ist relativ linear erzählt. Natürlich gibt's hier und da Rückblenden, aber nicht zu üppig. Bei "ZeitLos" hingegen sind es die Subplots, die durchaus Verwirrung stiften könnten, weil sie einige Sprünge in der Erzählstruktur beherbergen. Ich glaub aber, dass ich meine Geschichten sehr schlecht selbst einschätzen kann. Ich bin in der Position des Hobbyautors, ich kann mir lediglich ein Bild von einem idealen Leser machen, den es wohl nicht gibt. Wie es mit vielen Experimenten der Fall ist, kann man ganz schnell damit auf die Nase fallen. Aber wo bliebe denn da der Spaß, wenn im Geschichtenspinnen kein Risiko eingebunden wäre?

Ich hoffe, ihr kommt gut ins Wochenende!

Stoffi