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Dienstag, 25. August 2009

Hobby und Profession


Dass ich Autoren bewundere, die sich an eigene Sachen wagen, ist hinlänglich bekannt. Alle, die die Disziplin, Übersicht und Sorgfalt besitzen, eine eigene Welt auf die Beine zu stellen, haben meinen Respekt verdient und ich denke, es haben nicht wenige das Potential, etwas aus ihrem Talent zu machen.

Was mich jedoch seit Längerem erstaunt, ist der Zugzwang, sich Verlagen anbieten zu müssen. Immer häufiger stolpere ich über Profile oder Autorenseiten, in denen die Veröffentlichung des eigenen Werks proklamiert wird. Da stutzt meine-eine schon mal ehrfürchtig, aber auch nur solange, bis ich hinter die Fassade geschaut habe. In 90% aller Fälle bin ich auf Autoren gestoßen, die bei einem Verlag angeheuert haben, der gar keiner ist. Denn äugt man auf diversen Verlagshomepages hinein und liest das Kleingedruckte für die Bedingungen zur Manuskripteinsendung, wird schnell deutlich, dass der Autor stellenweise selbst für die Finanzierung der Verlegung aufkommen muss. Und das ist nicht Sinn und Zweck der Sache. Wird ein Manuskript bewilligt, sorgt der Verlag für Herstellung, Druck und Finanzierung, das Urheberrecht des Autors wird sozusagen aufgekauft. Alle Verlage, die eine Eigenfinanzierung einfordern, können nicht die seriösesten Anlaufstellen sein, um sein Werk publik zu machen.

Warum wählen aber immer mehr Hobby-Autoren diesen Schritt zur Publikation? Mir schwant, es ist zurzeit ein echter Trend, professionelles Veröffentlichen ins Auge zu fassen, teilweise sogar um jeden Preis (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber warum? Nur um die eigene Geschichte im Bücherregal stehen zu haben? Ich kann diesen kleinen Traum eines jeden Schreiberlings nachfühlen, der mit Herzblut an die Sache rangeht, aber ist so ein Weg nicht eher die erkaufte Befriedigung eines unstillbaren Geltungsbedürfnisses?

Ich selbst hab noch nie über etwas derartiges nachgedacht, muss ich gestehen - um Himmels Willen, da müsste ich erstmal was schreiben, was auch was taugt, ganz zu schweigen von einem Original - aber ich bekomme hier und da mit, wie verbissen nach Verlagen gesucht wird, um den großen Traum der Schriftstellerei zu erfüllen. Ich möchte diesen Traum nicht kleinreden, aber realistisch betrachtet werden in der Regel aus 1000 unverlangt eingesandten Manuskripten etwa 1-2 am Ende tatsächlich für eine Publikation in Frage kommen. Dabei kommt es nicht nur auf Inhalte an, denn ein Großteil an Manuskripten schafft es nicht mal bis ins Lektorat, wenn gravierende Formfehler vorherrschen. Einige Autoren legen da eine Verbissenheit und einen Ehrgeiz an den Tag, der mich staunen lässt. Ob es nun ein Kampf für den eigenen Traum oder eher einer gegen Windmühlen ist, sei mal dahingestellt.

Die, die es am Ende schaffen, nicht über einen Selbstverlag zu publizieren, können getrost stolz auf sich, ihre Ausdauer, Beharrlichkeit und Disziplin sein, aber schaut man andererseits auf den Büchermarkt und auf das, was so manches Mal die Bestsellerlisten angeführt hat, kommt bei mir die Frage auf, ob es so erstrebenswert ist, dort wirklich dazugehören zu wollen. Schriftstellerei ist nichts, womit man sein tägliches Brot verdienen kann, es sei denn, man hat einen Bestseller á la J.K. Rowling verfasst. Nüchtern betrachtet ist das aber eher die Ausnahme und ich glaube, daran denken die Wenigsten. Man kann sich durch einen Zufall etablieren, oder aber durch jahrelange harte Arbeit; aber ich will die Zahl jener Autoren, die das Zeug zum Publizieren haben, es aber nie geschafft haben, gar nicht wissen. Das dürfte der wesentlich größere Teil der Autoren sein.

Hm, der Eintrag mag recht pessimistisch angehaucht sein oder so wirken. Ich will niemandem den Wind aus den Segeln nehmen, da es meiner Meinung Mut kostet, sich ernsthaft an (nicht nur) einen Verlag zu wenden, aber genauso oft stolpere ich über Möchtegern-Autoren, die sich für die Offenbarung halten und dumm genug waren, der Eitelkeit wegen ihre Finanzen für einen Selbstverlag auf den Kopf zu stellen. Wer sich traut - schön und gut, aber viele Reviews oder eine große Anhängerschaft an FF-Lesern ist noch lange kein Garant dafür, dass man auch wirklich gut ist. Und - selbst wenn man gut ist, ist es zweifelhaft, ob es gerade das ist, wonach der Markt verlangt.

Ich verstehe nicht ganz, warum das Schreiben für so viele nicht einfach Hobby bleiben kann. Warum da immer im Hinterkopf der Gedanke herumspukt: Ich muss ein Buch schreiben, ich muss viel Geld damit verdienen und das allen unter die Nase reiben können. Natürlich war irgendwann selbst der renommierteste Autor ein blutiger Anfänger mit Träumen vom großen Prestige - aber wie gesagt, es sind Ausnahmeerscheinungen, denen der Schritt wirklich glückt. Da genügt es in den seltensten Fällen, einen Hit zu schreiben und sich jahrelang auf den Tantiemen auszuruhen. Man lese nur "On Writing" von Stephen King. Der Mann hat nicht einfach so aus dem Blauen heraus geschrieben, er schildert in diesem teils biografischen Werk den harten Werdegang zu dem Schriftsteller, der er jetzt ist. Es mag mir nur so vorkommen, aber ich hab den Eindruck, dass viele im Bezug auf diesen Berufszweig eine rosarote Brille tragen und von der Härte des Geschäfts erst Wind bekommen, wenn die ersten Absagen von Verlagen eintrudeln.

Letztlich muss jeder selbst wissen, was er sich zutraut und was nicht. Man muss keine Reinkarnation von Goethe sein, um publiziert zu werden, was die Bestsellerlisten vergangener Jahre eindrucksvoll beweisen, daher hat rein theoretisch selbst der dämlichste Text irgendwo eine Chance (ich erinnere an Frau Roches Hommage an menschliche Ausdünstungen und Exkremente). Ich allerdings wäre für meinen Teil schon glücklich, wenn das künftig die Ausnahme bliebe.

So viel zu meinen mittäglichen Gedanken. Ich bin dann mal weg, es gibt noch einiges zu erledigen.

Stoffi

5 Kommentare:

KathysSong hat gesagt…

Ich weiß nicht, vielleicht liegt der Hang zum Größenwahn in vielen Menschen verborgen und bricht sich irgendwann seinen Weg nach oben durch. Eine andere Formulierung fällt mir dafür nicht ein. Es ist schön zu wissen, dass man ein Talent hat, aber ich denke, die Freude am Talent wird dann verdorben, wenn man sich damit sein Einkommen finanzieren muss - mal ganz abgesehen davon, dass diejenigen, die meinen, sie müssen demnächst die Bestsellerlisten anführen, meines Erachtens nicht das Talent und auch nicht die restliche psychische Eignung zum Veröffentlichen haben. Bis auf den Narzißmus eventuell *grübel*

Eins haben die meisten jedenfalls nicht - das Durchhaltevermögen. Wenn ich bedenke, wie Familie King gelebt hat, bis die ersten Dollar zusammen kamen, dass es zum Leben reichte... heidenei, die haben schon einiges auf sich genommen, oder?

Klar mag es schön sein, irgendwann mal etwas in den Händen zu halten ... nämlich sein Werk in gebundener Form. Denjenigen, die es schaffen, herzlichen Glückwunsch. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass manch Hobby seinen Reiz verliert, sobald es auf Leistung geht. Das ist im Sport so, das ist in der Kunst so, ebenso in der Musik... und dann ist man irgendwann ausgelutscht...

Anonym hat gesagt…

Ich sehe das ziemlich ähnlich. Die Bestsellerlisten der vergangenen Jahre haben mir in der Regel nur ein Kopfschütteln entlockt und äußerst selten war etwas dabei, bei dem ich wirklich dachte, ja das gehört dorthin. Im Zweifel empfehle ich dann immer Autoren, die schon tot sind. ;-) Man kriegt das Gefühl, die meisten Autoren geben sich gar keine Mühe mehr mit dem Schreiben, hauptsache veröffentlichen. Besonders nervt mich der Hagel an Ratgeberbüchern von diversen A-Z-Prominenten, die meinen sich der Welt auch auf gedrucktem Papier mitteilen zu müssen und es dank hartnäckiger Werbemanager auf die oberen Plätze von Bücherlisten schaffen.

Warum Hobbyautoren auf Gedeih und Verderb ihre Gedanken in die Regale bringen wollen, weiß ich nicht und noch weniger verstehe ich die Verlage bzw. Pseudoverlage, die diese Bücher rausbringen. Was nicht verkauft wird, bringt ja schließlich auch kein Geld, warum sollte ich als (Pseudo)Verlag also solch eine Veröffentlichungkultur, wie sie zur Zeit herrscht unterstützen?
Aber es gibt auch den umgekehrten Weg. Es gibt auch Verlage, die Leute anschreiben, die irgendwann mal was geschrieben haben z.B. eine Doktorarbeit und fragen, ob sie sie veröffentlichen können und zwar OHNE sie vorher gelesen zu haben.

Allerdings denke ich nicht, dass wirklich jeder Autor vom großen Prestige träumt. Ich weiß nicht, ob ein Hemmingway, Twain oder Goethe schon vom großen Prestige geträumt hat, oder ob sie "einfach" nur begnatete Poeten und Autoren waren, die ihre Botschaft in die Welt trugen. Ich gestehe, ich lese Selten die Biographien von den Autoren, aber irgendwie kann und will ich mir das nicht vorstellen.

Wie dem auch sein, letztlich muss jeder selbst wissen, was das Ego braucht und verträgt. Aber ich würde mir wünschen, die Verlage würden wieder mehr Sorgfalt in die Auswahl ihrer Bücher legen.

Liebe Grüße

Stoffi hat gesagt…

@Kathy Wie gesagt, ich hab Respekt vor so viel Mut und Selbstvertrauen, an eine tatsächliche Veröffentlichung zu denken, aber ich finds halt streckenweise auffällig, dass es zum Modetrend verkommt. Hm, ich weiß nicht, ob einem dann irgendwann der Spaß an der Sache abhanden kommt, aber ich denke doch, dass man sich zwangsläufig in ne Form pressen lassen muss und selten das tun kann, was man wirklich will. Vertragsklauseln, das, was am Markt gefragt ist...das alles spielt mit rein, das ist nicht einfach so, dass man seinen Quark schreiben und den genau so publizieren kann.
Eben, in "On Writing" ist mir streckenweise übel geworden...das waren echt harte Bedingungen, Kind am Stiefel, kaum genug Geld, um zu leben, 12 Stunden am Tag arbeiten und nur nachts schreiben...das muss man glaub ich einfach im Blut haben. Ich würd dran kaputtgehen und ich glaub, die meisten unterschätzen den Aufwand, der wirklich mit so einer Karriere verbunden ist.
Talent ist eine Sache...ich glaub, danach gehts schon gar nicht mehr. Wenn man sieht, was so verlegt und verkauft wird...da rollen sich einem die Fußnägel hoch. Ich finds halt einfach nur vermessen, so etwas wie eine Buchveröffentlichung in Betracht zu ziehen, wenn man keinen wirklichen Einblick ins Geschäft hat.
Danke für deine Worte *knuffel*

@Anonym Die meisten Promis schreiben nicht mal selbst, die haben ihre Ghostwriter, die bestenfalls Mittelmaß produzieren. Noch besser sind Biografien von 17-jährigen, da frag ich mich, wo die das Material hernehmen. Ich orientiere mich nicht mehr nach Bestsellerlisten, da stehen öfters leider reine Enttäuschungen, die wahren Perlen rangieren auf bedauerlicherweise niederen Plätzen. Genauso gut die Rezensionen auf amazon - wenn sowas wie Bis(s) 5 Sterne kriegt, weiß man glaub ich, was man vom Großteil solchen Feedbacks zu halten hat.
Pseudoverlage unterstützen das Geschäft, weil der Autor, der sich unbedingt veröffentlichen will, Geld einbringt. Er muss fast alles selbst finanzieren. Da lohnen sich leider sogar echte Flops.
Prestige ist ein weit gefasster Begriff. Ich meine damit nicht zwingend Ruhm und Beweihräucherung, sondern vielmehr einen Status in der Gesellschaft, sich einen Namen machen for better or for worse. Prestige ist eine Reaktion des Publikums, eine Resonanz für die eigene Arbeit. Wenn ein Autor wirklich ins Auge fasst, zu veröffentlichen, kann mir keiner erzählen, dass er keinen Gedanken an das Echo hegt. Selbst Idealisten, die ihre Botschaft nach draußen tragen, wollen wissen, ob und wie sie ankommt und aufgenommen wird. Sonst wäre eine Veröffentlichung hinfällig.
Ich teile deinen Wunsch nach qualitativerer Auswahl, aber da sich der Großteil der Verlage an reinen Verkaufszahlen orientiert und der Markt bekanntlich nicht von den anspruchsvollsten Rezipienten dominiert wird, seh ich da leider eher schwarz.
Danke für deinen Kommentar!

Ilmare hat gesagt…

Ich hab neulich einen klugen Spruch gelesen, der auch auf diese Hobbyautoren mit unzweifelhaftem Hang zum Größenwahn wunderbar passt. Max Frisch hat nämlich gesagt, Erfolg verändert einen Menschen nicht, er entlarvt ihn nur. Er weiß ja gar nicht, wie recht er damit in Bezug auf diese Möchtegernbestsellerautoren hat, die, nachdem sie im FF-Bereich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben und aufgrund begeisterter, wenn auch nicht immer wirklich gerechtfertigter Revies einer in sich geschlossenen Fangemeinde den Schluss ziehen, dass sie zu höherem berufen sind.

Schön, dass es im Gegensatz dazu auch Autoren - und die nenne ich für mich bewusst Autoren - gibt, für die Schreiben ein Hobby ist und sie sich ihrem Hobby mit einiger Vehemenz verschrieben haben,die zeigt, dass sie wirklich mit Herz bei der Sache sind und net die Zahl der Reviews als Maßstab für Qualität nehmen.

Meine Hochachtung haben die Autoren, die den Weg auf sich nehmen und auch durchhalten. Diejenigen, die ich kenne, ziehen das zusätzlich zu einer geregelten Arbeit durch, weil sie genau wissen, dass sie Jahre brauchen werden, um jemals vom Schreiben leben zu können, wenn es jemals so weit kommt.
Davon abgesehen, wie erstrebenswert ist es, mit einer Dame gleich zu ziehen, die meinte über feuchte Gegenden schreiben zu müssen?

Stoffi hat gesagt…

@Ilmare Das ist wirklich mal ein treffendes Zitat. Ich glaub, wer einen Hang zur Selbstdarstellung hat, bzw. einen immensen Drang besitzt, im Mittelpunkt zu stehen, wird das voll und ganz entfalten innerhalb eines Erfolgsmoments. Ich glaub, vielen steigt schon der FF-Erfolg zu Kopfe, da wird einfach ausgeblendet, dass ein Großteil der Leser, der meint, man hätte einen Stil, mit dem man Schriftsteller werden könnte, im realen Leben kaum über die Bravo-Lektüre hinauskommt. Wenn man sich auf FF-Ruhm was einbildet, zeigt das meiner Meinung, dass man jegliche Selbstkritik über Bord geworfen hat. Resonanz und Bestätigung sind schön und gut, aber FFs sind nun mal keine Bücher und 13-jährige Legolas-Girlies sind keine Reich-Ranickis.
Ich glaub, es hat einfach was mit Realismus zu tun, wenn man ein Hobby ein Hobby bleiben lässt. Nur weil man gern Tennis spielt, hat man über Nacht schließlich auch keine Ambitionen, sich beim Davis-Cup anzumelden ;)
Ich kann dir da nur zustimmen, ich ziehe den Hut vor all denen, die es wagen und die es wirklich drauf haben, die an ihrem Traum festhalten und neben Job und Familie ihr Ziel nicht begraben. Nicht alles, was auf dem Markt kursiert, ist Bullshit, das wollt ich damit nicht sagen. Es spricht nur nicht gerade für die Leser, wenn sie jeden durch Medien gehypten Schwachsinn lesen und für gut befinden, weil es ihnen so eingepflanzt wird. Das ist in der FF-Welt im Übrigen nicht wirklich anders ;)
Hab vielen Dank für deinen Kommentar :)