Oder sollte es besser heißen "Lang schreibe der König"? Denn ich stolperte in den letzten Tagen vermehrt über die Gerüchte um den neuesten Roman des Königs der guten Horrorliteratur - Stephen King. Und diesen zufolge soll der gute Mann seinen Fans im November einen etwa 1,200 Seiten langen Roman mit dem Titel "Under the dome" präsentieren. Man darf gespannt sein.
Einer Inhaltsangabe gemäß soll sich eine Art unsichtbare Kuppel über eine Kleinstadt senken und diese von der Außenwelt im wahrsten Sinne des Wortes abschneiden. Unter dieser Kuppel beginnt dann ein Wettrennen gegen die Zeit, denn allerhand düstere Geheimnisse werden durch die Isolation der Einwohner nach und nach an die Oberfläche befördert. Mein erster Eindruck, als ich die Zusammenfassung gelesen habe, war: "Da hat sich Mister King sogar von dem Simpsons Film inspirieren lassen" Sofort hatte ich das Spiderschweinlied im Kopf und einen Motorrad fahrenden Homer im Sinn, der die Welt rettet. Eh...ich hoffe doch, dass diese Assoziation einzig meinem wirren Geist entspringt und ansonsten nichts mit dem Roman zu tun hat.
King scheint jedenfalls wieder in guter alter "Es" oder "The Stand" Form zu sein, was die Länge seiner Werke angeht. Obs qualitativ noch mal ein "Oho" entlockt, ist unsicher, es ist eher schwer, an legendäre Werke wie "Es" oder "The Shining" anzuknüpfen. Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. Natürlich mehren sich drumherum die Gerüchte, dass es auch gleichzeitig sein letzter Roman sein soll, aber das wurde schon nach der Veröffentlichung von "Cell" und "Lisey's Story" behauptet und er selbst hüllt sich darüber immer noch in andächtiges Schweigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für einen professionellen Schriftsteller eine Art Ruhestand gibt, einen Fixpunkt, ab dem man sagt, man schreibt nicht mehr. Rein finanziell hat das Mister King schon lange nicht mehr nötig, es wird einfach ein innerer Drang bei ihm sein, Geschichten zu erzählen. Ich meine...das kennt man doch schon als absoluter Amateur und Hobby-Autor, dass man schreiben MUSS, weil man sonst irgendwann durchdreht. Wieso sollte das dann bei den richtig Großen anders sein?
1,200 Seiten...hach, das verspricht wieder sehr viel Lesespaß und Gänsehautmomente...auch wenn mich das Lesen dieses Artikels auch ein bisschen an die FF-Sparte hat denken lassen. Was sagen Seitenzahlen oder eine Kapitelanzahl schon aus? Ich kann mich damit brüsten, 20 Seiten zu schreiben, aber wenn ich nach jedem Satz nen Absatz und ne Leerzeile reinschlag, sinds unterm Strich auch nur 10 Seiten Realtext. Gleiches gilt für Kapitel. Ich kann 80 Kapitel schreiben, aber wenn dann die Gesamtwortzahl unter 100,000 herumschwirrt, weiß ich auch, was ich von der Storyeinteilung zu halten hab. Kurze Kapitel geben mir nichts, und was in bestimmten Fandoms als Kapitel verkauft wird, macht mich stutzig. Ohne Witz, ich hab bereits mehrere Geschichten entdeckt, in denen ein Kapitel nicht mehr als eine Din-A4 Seite, etwa 600, 700 Wörter umfasst. Und es war kein Prolog oder Epilog, sondern die generelle Kapitellänge.
Ich weiß nicht, worauf ihr achtet, wenn ihr euch eine Story vornehmt, aber ich lass mich von einer bloßen Kapitelanzahl nicht beeindrucken, sondern setze diese ins Verhältnis zur Gesamtwortzahl. Wenn ich lese, dann will ich mich auch in der Story verlieren und darin abtauchen und nicht nach zwei Minuten schon feststellen, dass der Lesespaß schon wieder rum ist. Viel heißt nicht automatisch gut; das will ich damit nicht sagen, aber ich lese lieber viel Text und merke, dass sich der Autor mit der Welt und den Charakteren gründlich auseinander setzt, die er geschaffen hat, als dass ich lieblos dahingeklatschte Fünfzeiler sehe, auf die ich dann auch noch wochenlang warten muss. Lange Kapitel sind für mich nicht abschreckend; eher sind es die, mit denen man nicht einmal eine Bahn tapezieren könnte, wenn man sie ausdruckt - es sei denn, man wählt Schriftgröße 86. Das ist wie so vieles Geschmackssache und ich sehe selbst, wie ich mit der Kapitellänge pro Geschichte variiere. Es muss zur Geschichte passen, zur Stimmung, zum Inhalt. Es gibt keine Faustregel, wie lang eine Geschichte mindestens sein muss. Ich persönlich finde es nur wichtig, dass nicht bloß an der Oberfläche gekratzt, sonderm dem Leser die Chance gegeben wird, in eine andere Welt zu tauchen - und das für mehr als fünf Minuten. Die Zeit zum Lesen muss ich haben und mir auch nehmen; hab ich weniger zur Verfügung, les ich lieber gar nichts. Lesen ist für mich ein Erlebnisprozess, keine Langeweiletherapie, um mich zu beschäftigen.
Aber da die Schreiberei etwas zu kurz gekommen ist letzte Woche, werde ich mich nun exzessiv Elena und ihrer letzten Begegnung mit Batman widmen. Ich hasse Abschiede, hab ich das schon mal erwähnt? Nun denn, genießt euren Samstag!
erst mal geschlossen
vor 12 Jahren
2 Kommentare:
Schauen wir mal, was bei rauskommt... King kann mich seit Jahren leider nicht mehr vom Hocker reissen, die alten Buecher mag ich halt doch am liebsten. Aber ich lass mich gern ueberraschen.
Ich mag meine Laenge sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen... 5.000 - 6.000 Woerter sin fuer mich ne gute Mitte. Weniger frustriert mich schnell, mehr is kein Problem, aber da dauert's dann halt mit Lesen bei mir auch n Tick, das kann ich net nach nem langen Arbeitstag reviewen.
Viel Spass beim Schreiben :).
Japp, da kann ich dir (leider) zustimmen, King ist halt nicht mehr unbedingt in Topform.
Ich find, bei zu kurzen Kapiteln besteht halt die Gefahr, dass man den Charakteren entweder nicht genug Tiefe verleihen kann oder zu viele Kapitel hat, in denen absolut nichts passiert. Ich brauch schon mehr Wörter, um mich richtig in einer Geschichte zu verlieren. Auch wenn das Reviewen länger dauert, aber da hab ich wesentlich mehr Lesespaß! *drück*
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