BLOGGER TEMPLATES AND TWITTER BACKGROUNDS

Donnerstag, 12. März 2009

Nomen est omen


Was ich mich schon seit einer geraumen Zeit frage, weil es erst heute wieder über meinen Weg gestolpert ist, ist die Sache mit dem Namen, den man sich als Fanfictionautor etabliert hat. Man muss sich nichts vormachen; es gibt bekannte Autoren und Namen, von denen man noch nie etwas gehört hat, obwohl sie mindestens genauso lang, wenn nicht gar länger "im Geschäft" sind als die großen Fische. Wer aber bestimmt, wer "bekannt" ist? Ist es wirklich immer der Autor selbst oder der Leser? Was muss man als FF-Autor produzieren, um in die Riege der Großen zu gehören? Und - wenn man ein Teil von ihr ist - welche Auswirkungen hat das auf andere Leser?

Machen wir uns nichts vor; die, die Beliebtheitslisten in manchen Archiven anführen oder die meisten Reviews ergattern, sind nicht immer die besten Autoren. Wie definiert man überhaupt einen guten Autor? Das kann man glaub ich nur von einer sehr subjektiven Seite beleuchten. Was empfindet man selbst als gut, was als mittelmäßig oder gar schlecht? Ich für meinen Teil bewundere Autoren, die mit Herzblut schreiben, denn das machen bei weitem nicht alle. Ich mag es, wenn eine Story gut recherchiert ist, wenn der Ausdruck stimmt, der Plot nachvollziehbar ist und der orthographische Teil meines Hirns beim Lesen keinen Schreikrampf bekommen muss. Aber das Gesamtpaket zu finden, ist gar nicht so einfach. Und wenn ich mir anschaue, wie viele Geschichten Massen an Feedback bekommen, während die richtig guten bei eher geringeren Zahlen herumgurken, wird mir schon ein bisschen schlecht.

Was muss man tun, um gut anzukommen? Man muss die Lesererwartungen erfüllen und die sind leider zumeist recht anspruchslos gestrickt, denn nicht jeder, der FFs liest, stellt gehobene Ansprüche an seine Lektüre. Ist ja nicht verkehrt, Lesen ist in erster Linie Unterhaltung, aber leider lässt die kreative Eigenleistung in vielen Fällen zu wünschen übrig. Gerade bei Romanzen sind viele Geschichten furchtbar klischeeanfällig, es ist schwierig, Originalität in diesem Genre zu finden. "Er kriegt sie" oder "Sie kriegt ihn" sind die Strickmuster vieler Geschichten, aber sie kommen bei den meisten gut an. Die Frage ist nur, ob man sich wirklich damit brüsten kann, zu den meistgelesenen Autoren zu gehören, oder ob man sich nur auf seinen Lorbeeren ausruht und die Maschinerie weiterhin mit Platitüden füttert. Was ich persönlich am schlimmsten finde, ist, wenn persönliche Sympathie in Sachen "Favorisierung" mitmischt. Unter Autoren kommt man schon mal ins Gespräch, sei es über Community-Plattformen oder anderen Austausch, aber nur weil ich die Person mag, heißt das doch nicht, dass ich alles mag, was sie produziert.

Sogenannte "Hypes", wie sie Stormy z.B. in den Canons in ihrem Blog angedeutet hat, gibt es durchaus auch bei den Autoren, die Frage ist dann aber auch hier, ob es wirklich verdiente Anerkennung oder einfach nur clevere Vermarktung der eigenen Person ist. Dazu gehören Veranstaltungen wie der Fanfiction Oscar auf Hdr-ff.de, keineswegs eine schlechte Grundidee, doch im Prinzip nur ein Beliebtheits- und Schönheitswettbewerb, seltenst jedoch wirklich qualitativ wirklich die crème de la crème, die da ausgezeichnet wird. Wer die meisten Leser oder in diesem Punkt Freunde und Bewunderer hat, hat zweifelsohne gute Karten, um abzuräumen, unbekannte Texte von "Neulingen" z.B. finden da kaum Beachtung. Nicht jeder, der votet, hat alle nominierten Texte gelesen, nicht jeder, der votet, differenziert zwischen Qualität und netter Unterhaltung. Ich möchte nicht zynisch erscheinen, im Grunde bekleckere ich mich gerade selbst; auch ich hab die ein oder andere Auszeichnung dort bekommen. Aber es waren z.T. meine Erstlingswerke, die da berücksichtigt wurden und das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Ohne übertriebene Selbstkritik kann ich wohl sagen, dass vieles an meinen HdR-Stories Schrott ist, charmant und unterhaltsam, leichte Kost, meinetwegen, aber keineswegs oscarverdächtig. Noch ein Grund, warum ich darauf verzichte, meine Nominierungen und Gewinne irgendwo darzustellen. Das ist Selbstbeweihräucherung und Fehlleitung von Lesern. Der Text soll sie überzeugen, die Zusammenfassung, aber nicht, ob man damit Preise gewonnen hat oder sich aus sonstigen Gründen was drauf einbilden kann, es geschrieben zu haben.

Der Wettbewerbsgedanke ist das, was mich an vielen Archiven stört. Es gibt immer Autoren, die unbedingte die beste, tollste und meist reviewte Story schreiben wollen, um sich dann selbst auf die Schulter klopfen zu können. Ich finds schade und nicht besonders zuträglich für die Qualität vieler Archive, denn die, die ohnehin schon "beliebt" sind, werden gepusht, werden durch gehobene Ränge in Archiven noch deutlicher hervorgehoben und haben damit automatisch eine größere Anhängerschaft, die nicht zwingend die Qualität der veröffentlichten Texte wiederspiegelt. Bei weitem sind nicht alle beliebte Autoren mittelmäßig oder gar schlecht, das will ich damit nicht sagen, aber der Sinn der Sache, nämlich das Lesen und Schreiben von Geschichten, wird dadurch in eine, meiner Meinung nach, hässliche Ecke gerückt.

Namen, sie sind Schall und Rauch und stehen nicht immer für Qualität. Man darf sich nicht ausruhen, darf kein vorgefertigtes Format ausfüllen, nur um von möglichst vielen umjubelt zu werden. an sich zu arbeiten, sich an Neuem zu versuchen, sich beständig zu verbessern - das ist es, was einen vielseitigen und guten Autor meiner Meinung nach ausmacht. Dieser Weg ist bei weitem nicht so bequem wie der, sich auf seinen "Ruf" zu verlassen, aber er ist schlussendlich doch der, der einem persönlich am meisten einbringt.

Huch, dieser Post ist mal wieder viel länger geworden als geplant. Für all die, die so tapfer waren, bis zum Ende zu lesen: Danke! Und habt noch einen schönen Abend!

Stoffi


3 Kommentare:

Storm{X}Padmé hat gesagt…

Es erschreckt mich, wie viele Namen mir gerade auf Anhieb eingefallen sin, die auf deine Beschreibung passen... Danke fuers Zusammenfassen der Gedanken, die mir bei jedem Fanfiction-Oscar wieder durch den Kopf gehen. Schauen wir mal, was dieses Jahr passiert, da sind ja viele Freundschaften auseinandergebrochen, die den einen oder anderen Gewinn etwas gepusht hatten... Ouch jetzt bin ich wirklich boese. Bin schon still.

Anonym hat gesagt…

Das mit dem Namen ist mir auch schon aufgefallen. Auf einer anderen Plattform. Die Qualität des Textes ist eine Sache. Dazu gehört die Rechtschreibung, die Recherche, das "Herzblut" wie du es schön sagst. Und viele haben einfach einen "Namen" in der virtuellen Welt weg und das gibt noch den letzten Anstoß zu überhöhter Reviewzahl. Natürlich kommt immer noch die persönliche Meinung zu einer Geschichte dazu, denn nicht jeder findest jedes Buch gleich gut. Klar. Aber es ist schon traurig dass manche sich wirklich bemühen und andere sich auf ihrem "Namen" ausruhen können. Klar, ich bekomme zum Teil auch Reviews von Leuten die ich kenne, oder meiner Familie oder Freunden die es interessiert was ich schreibe. Aber der Größtenteil bleiben Unbekannte. Und genau diese Reviews sind doch das, was es aussmacht. Für mich fallen Reviews von unbekannten Leuten viel mehr ins Gewicht als von Bekannten, Freunden oder Familie.

Ein wirklich guter, wahrer Artikel von dir.

Stoffi hat gesagt…

@Stormy *prust* manchmal verstehen wir uns echt blind ;)

@Sheela Das kann ich so nur unterschreiben! Es ist frustrierend, wenn andere nur aufgrund ihres Namens mit Reviews nur so überhäuft werden und andere, qualitativ bessere Texte keine Beachtung finden. Vielleicht hab ich deshalb das Fahrwasser "Herr der Ringe" hinter mir gelassen, ich weiß es nicht. Ich wollte nur nicht in eine Kiste gesteckt und immer nur wegen meiner uralten und überarbeitungsbedürftigen Texte "gekannt" werden. Ich kann mit Vetternwirtschaft nicht viel anfangen. Ich weiß, dass mich einige, die mich über Onlinekontakte kennen, wirklich objektiv bewerten und nicht vor Kritik zurückschrecken (mein Dank geht an dieser Stelle an Stormy, Katie und Ena), aber trotzdem weiß kaum einer in meinem privaten Umfeld, dass ich schreibe. Ich schäme mich nicht dafür, aber ich möchte nicht, dass ich Gefälligkeitsfeedback bekomme, meiner Mum musste ichs auch schon verbieten, was da zu lassen *lach*...aber es spiegelt sich auch viel in den Reviews wieder, wer ernsthaft reviewt und wer eigentlich gar nicht auf den Text, sondern auf die Person fixiert ist. Danke für deine Worte! :)