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Mittwoch, 24. Juni 2009

Nachtschwärmer


Zu dem bin ich gestern mutiert und ich ahne, dass ich auch heute trotz Schlafdefizit noch ein Weilchen in die Tasten hacken werde. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber ich habe manchmal solche Momente, in denen ich eine Idee, eine Szene, einen Dialog, vielleicht sogar ein ganzes Kapitel einfach aufschreiben muss, weil mir genau in diesem Augenblick der perfekte Wortlaut im Kopf herumschwirrt. Natürlich ist man in den seltensten Momenten dazu in der Lage, diese Gedanken umgehend in Text umzumünzen.

Ich bin kein Notizbuchmensch. Ich hab zwar einige, in denen ich dann doch mal Dialogflashs im Wahn (meist 3 Uhr nachts, wenn ich aus dem Schlaf hochschrecke) niederkritzle, aber ich kann keine Kapitel ausführlich per Hand schreiben. Einerseits weil ich meine grässliche Handschrift nachher nicht mehr entziffern kann und andererseits weil ich es hasse, Texte stoisch von einer Vorlage abzutippen. Außerdem kenne ich mich. Ich werkle dann hier herum, streiche da was raus, füge dort was hinzu...das mach ich beim Schreiben am Laptop mittendrin. Es ist mir zu müßig, Texte "zweimal" zu schreiben und 1:1 bestehen zu lassen. Viel zu oft verwerfe ich dann doch Passagen oder Kapitelteile, und dann ärgere ich mich nur, wenn ich den Aufwand mit Hand betrieben habe. Ich bewundere Autoren, die ganze Kapitel gleich mit Hand schreiben. Ich glaub, da würd ich mir bald ein Karpal-Tunnel-Syndrom zulegen.

Wenn ich also bestimmte Gedanken oder Wortlaute nicht explizit aufschreiben kann, verschiebe ich es auf einen späteren Zeitpunkt, was zwangsläufig dazu führt, dass sich doch alles verändert und plötzlich nicht mehr so stimmig ist wie in dem Moment, in dem man den zündenden Einfall hatte. Bestes Beispiel: Scar Tissue ist ein Kapitel aufgrund eines Speicherfehlers zur Hälfte abgegangen, das heißt, ich musste ca. 8 Seiten wieder aufschreiben, nachdem ich den Text schon fertig hatte. Besonders rund und stimmig fand ich da viele Formulierungen, beim Wiederaufarbeiten konnte ich mich aber nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern. Es war frustrierend. Ich habs dann zwar hingebogen, dass es keinem auffallen konnte, dass da ursprünglich mal ein anderer Teil zum Kapitel gehört hat, aber ich wusste halt, dass es die erste Fassung war, die mir persönlich besser gefallen hatte und die auf Nimmerwiedersehen in den Untiefen meines blöden selbstsynchronisierenden USB-Sticks verschütt gegangen ist. Manchmal ist das Bauchgefühl, das intuitive Schreiben eben doch flüssiger, natürlicher und irgendwie...tja...treffender.

Gestern Nacht, als ich mich eigentlich aufs Ohr werfen wollte, hatte ich wieder so einen Moment, einen Dialog, der mir nicht aus dem Kopf ging. Und gerade dieses Gespräch war bedeutend und handlungstragend. Schlichtweg nochmal den Laptop angeschmissen und mich versuchsweise rangesetzt und siehe da...das Kapitel (mit entsprechendem Dialog) ist fertig geworden. In kürzester Zeit hatte ich gestern die restlichen 3000 Wörter hinzugekleistert und konnte meine Finger machen lassen. Es war, als tippten sie einfach nur ab, was in meinem Kopf schon fertig geschrieben steht. Solche Phasen habe ich nicht immer und ich denke jeder kennt Situationen, in denen er/sie am liebsten in die Tischkante beißen würde, weils einfach nicht so auf den Bildschirm will, wie es im Kopf drin ist. Daher weiß ich Momente wie diese zu schätzen. Die Nacht war gestern produktiv und in Anbetracht der Tatsache, dass ich trotz Schlafmangel nicht müde bin, werde ich am vorletzten Kapitel schreiben und mich in Begleitung von Filmmusik tragen lassen. Wohin, wissen allein meine Finger.

Ich ziehe mich nun zurück und wünsche eine gute Nacht!

Stoffi

2 Kommentare:

Jathy hat gesagt…

Was denn, noch kein Kommi zum Thema? Dabei dürfte das doch jeder Hobbyschreiberling bestens kennen, oder?

Ich habe schon so manches Mal geflucht und mir sehnlichst gewünscht, es würde ausreichen, dass ich eine bestimmte Szene in Gedanken entwickle, einen Dialog ausfeile - und der PC schreibt einfach mit. Aber leider zeigt sich an solch elementaren Anforderungen, dass der Kerl eben leider nur ist, was er ist: männlich. Da kann Frau das Tastbrett noch so gut im Griff haben, selbständiges Arbeiten und Mitdenken sind einfach zuviel verlangt ...

Anfangs habe ich übrigens wirklich alles handschriftlich erschaffen und dann mit etwas zeitlichem Abstand abgetippt. Mühsam, aber es hatte auch den Vorteil, dass ich "von außen" auf meinen Text geschaut habe und besser auf den Zusammenhang, den Fluss der Worte, mögliche Wiederholungen und den Spannungsbogen schauen konnte. Doch mit der Zeit bin ich dazu übergegangen, Texte sofort vom Kopf über die Fingerspitzen in die Tastatur zu klopfen. Aus der Anfangszeit geblieben ist allerdings die Marotte, überall ein winzig kleines Notizzettelchen mitzuschleppen. Keine Handtasche ohne lose Zettel! Dabei darf ich nur hoffen, dass mein Mann meine Kritzelei nicht mit dem Einkaufszettel verwechselt und eines Tages hilflos an der Wursttheke vom Kaufmarkt steht ... Keine Bange: Meine Handschrift ist eine Katastrophe, und die kombiniert mit Steno - dann weißt du Bescheid, wie Datenschutz bei mir aussieht. *lach*

Was ich leider auch schon erleben musste, war der Verlust eines in einem Guss geschriebenen Textes. Auf USB gespeichert, aber beim nächsten Andocken erklärte der Herr (!!!!!) Laptop, dass die Datei nicht lesbar sei. Genau wie du wusste ich zwar den Inhalt, erinnerte mich auch noch an einige Formulierungen, aber das Gefühl, es würde nie wieder so stimmig werden, ließ sich nicht verscheuchen. Peinlich: Der USB hatte die erste Version natürlich gespeichert und auf dem "großen" PC war sie tiptop lesbar! Die Qual der Wahl: Erster oder zweiter Text? Nr. 2 hat gesiegt, aber nur deshalb, weil ich den Anschluss schon fertig hatte und dieser zu Nr. 1 nicht so ganz passend war ...

Bei so umfangreichen Kapiteln würde ich wohl auch vor der Handarbeit zurückschrecken! Abgesehen davon, dass sich die Orthopäden und Chirurgen die Fäuste reiben, wäre das zeitlich ein Unding. Daher bleibt dir wohl nix anderes übrig, als das Risiko einzugehen, bestimmte Szenen irgendwann ganz anders zu "verquetschen" - Hauptsache, du bringst sie an irgendeiner Stelle. Nicht, dass uns etwas entgeht ...!

Liebe Grüße und eine gute Nachtruhe,
deine Jathy

Stoffi hat gesagt…

@Jathy Och, Kommentare sind kein Muss, das weißt du doch :) Jaaa, es ist frustrierend, wenn man unterwegs ist und DIE Idee hat. Blöderweise passiert das viel zu oft und dann wünscht man sich wirklich einen tragbaren Pocket-PC. Mit Hand ist mir der Aufwand wie gesagt zu groß. Es frisst sowieso schon unheimlich viel Zeit, ein Kapitel überhaupt zu schreiben und das dann zweimal zu machen...auf Überarbeitung, bzw. den Blick von außen verzichtet man nicht völlig, wenn man gleich am PC schreibt - im Gegenteil, da geht die Überarbeitung zum Großteil schneller.
Es ist sooo frustrierend, ein ganzes Kapitel zu verlieren, gerade weil man den exakten Wortlaut einfach nicht rekapitulieren kann. Ich hab Phasen, da fallen mir Sachen und Formulierungen ein, die 2 Stunden später wieder nicht mehr in meinem Kopf auffindbar sind. Es ist zum Verteufeln mit der Technik! Wie gut, dass es dir da so ähnlich geht :) Danke für deine Worte, liebe Jathy! *drück*